Im Gespräch mit meinen Kundinnen und Kunden stelle ich häufig fest, dass wenn es um Begriffe wie Karat, Legierungen, Feingehalt – oder ganz einfach um die Qualität und Edelmetallarten – geht, grosse Unklarheiten bestehen. Gerade, wenn man Angebote aus publikumswirksamen Medien vergleicht, wird man häufig mit grossen Worten und irgendwelchen Werten regelrecht geangelt. Ich möchte daher im heutigen Beitrag etwas Klarheit verschaffen.
Das Edelmetall Gold
Gold ist nicht gleich Gold. Reines Gold (auch bezeichnet als «Feingold», «999,99», «24 Karat») findet in unseren Breitengraden bei der Schmuckherstellung meist keine Verwendung. Der Grund liegt in den physikalischen Eigenschaften von Gold. Reines Gold ist weich und daher empfindlich auf Einwirkungen durch Schläge und Druck. Daher würde sich ein Schmuckstück aus reinem Gold sehr schnell deformieren oder sonst wie Schaden nehmen.
Um die Langlebigkeit und Robustheit eines Schmuckstückes zu erhöhen, verwenden wir im Goldschmiedehandwerk vor allem legiertes Gold. Beim Legieren werden mindestens zwei Metalle, eines davon Gold, zusammen verschmolzen. Gleichzeitig ermöglicht dieses Verfahren auch zahlreiche farbliche Nuancen. Sie kennen bestimmt Weissgold oder Rotgold, es gibt aber auch andere – sehr selten verwendete – Varianten wie Roségold, Violettgold oder Grüngold.
Karat und Feingehalt
Wir haben also gelernt, dass bei legiertem Gold der Goldanteil nicht 100% ist. Es ist daher vorgeschrieben, dass Schmuck aus Gold (und Silber) stets mit einer Feingehaltstempelung versehen wird. Selbst Goldbarren aus «reinem» Feingold enthalten geringe Fremdanteile, darum sind diese nicht mit dem Feingehalt «1000», sondern mit «999,99» gekennzeichnet. (Der Feingehalt gibt den Anteil des Edelmetalls in Promille an.) In der Schweiz werden für Schmuck meistens Goldlegierungen mit einem Feingehalt von «750» verwendet. Früher bezeichnete man diese Reinheit als 18 Karat.
Im nahen Ausland hingegen werden häufig Metalle mit geringerem Feingehalt verwendet. Diese sind dadurch günstiger, aber auch weniger wertig. Sie erkennen diese an den Bezeichnungen wie «585» (früher 14 Karat), «375» (9 Karat), «333» (8 Karat). Letzteres ist auch als «GAM» bekannt.
Die Verantwortlichkeitsmarke
In der Schweiz ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass jedes Schmuckstück aus Edelmetall mit einem Feingehaltsstempel sowohl mit einer Verantwortlichkeitsmarke punziert werden muss. Letztere ist ein Symbol, welches der gelernte Goldschmied gestaltet und bei der eidgenössischen Edelmetallkontrolle registriert. Dank dieser Marke lässt sich damit jederzeit überprüfen, wer für den deklarierten Feingehalt verantwortlich ist und demenstprechend bei einer falschen Angabe zur Rechenschaft gezogen werden kann.
In obigem Bild sehen Sie links den Feingehalt (hier 750) und meine Verantwortlichkeitsmarke.
Auch bei Silber gibt es Feingehaltsangaben
Wie beim Gold wird in der Schmuckherstellung üblicherweise kein reines Silber verwendet, sondern wird oft mit geringen Teilen Kupfer legiert. Die häufigste Legierung ist das «925»-Silber, auch «Sterlingsilber» genannt. Diese Silberart ist gegenüber dem reinen Silber widerstandsfähiger und robuster. Es gibt aber auch hier weniger wertigere Varianten mit kleinerem Feingehalt (z.B. Feingehalt «800»).
Abhängigkeit vom Goldpreis und zu widerlegende Vorurteile
Bestimmt haben Sie es in der Presse bereits gelesen: Der Goldpreis steigt und steigt und befindet sich im Moment auf einem historischen Höchststand. Je nach Umfang und Ausarbeitung eines Ringes ist der tagesaktuelle Goldkurs ein essentieller Anteil des Verkaufspreises. Es wäre nun aber ein Trugschluss, einen Ring auf die Waage legen zu wollen und so den Verkaufspreis bestimmen zu wollen. Zahlreiche weitere Faktoren sind für die Preisgestaltung relevant.
An dieser Stelle möchte ich mit einigen Falschannahmen aufräumen:
- Geringerer Feingehalt = günstigeres Material
FALSCH! Im Prinzip könnte die Aussage schon stimmen, doch wenn man z.B. 750er-Weissgold mit dem tagesaktuellen Goldpreis vergleicht, wird man feststellen, dass Weissgold teurer ist als das reine Gold. Und dies, obwohl der Goldanteil 1/4 geringer ist als beim reinen Gold. Doch warum?
Die Ursache liegt zum einen darin, dass die Herstellung von Weissgold aufwändiger ist, zum anderen wird bei Weissgold das teure Edelmetall Palladium zulegiert. (Dank der Beimengung von Palladium wird Weissgold erst weiss. Früher verwendete man Nickel, was jedoch häufig allergische Reaktionen auslöste.) - Handgefertigter Schmuck vom Goldschmied ist teurer als industriell gefertigte Katalogware
FALSCH! Der reine Herstellungspreis, also Material und Arbeit, ist zwar bei der industriellen Fertigung durch die Serienproduktion günstiger, doch kommen bei Katalogware viele zusätzliche Kostenblöcke oben drauf, welche beim selbständigen Goldschmied wegfallen. So bezahlen Sie in einer Bijouterie ansehnliche Beträge für grosse Ladenlokale, Marketing, Vertriebsmargen, Distribution etc.
Daher sind viele meiner Kundinnen und Kunden erstaunt, wenn Sie feststellen, wie günstig individuell vom Goldschmied hergestellter Schmuck im Vergleich sein kann. - Die Auswahl ist in der Bijouterie grösser als beim Goldschmied
FALSCH! Auch hier ist es eine Sache der Betrachtung. In der Bijouterie finden Sie eine grosse Auswahl fix fertiger Ringe. Sie können diese sozusagen ab Katalog kaufen. Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten begrenzen sich häufig auf die Maschinengravur oder Lasergravur.
Wenn Sie sich hingegen bei mir im Ladenatelier umsehen oder sich von mir beraten lassen, dann zeige ich Ihnen viele Modelle, Ideen und Möglichkeiten auf. Sie können mir Ihre Wünsche und Vorstellungen vermitteln und ich werde Ihren Ring – oder das entsprechende Schmuckstück – speziell für Sie herstellen.
Insofern ist die «Auswahl» bei mir unbegrenzt.
Ich hoffe, dieser – mal etwas längere Artikel – war für Sie interessant und lehrreich und freue mich schon jetzt auf Ihre Kommentare, Fragen und Anregungen.